Bundesweiter Aktionstag am 10. Juni 2022
Catcalling 1: Pfeif- oder Kussgeräusche, aufdringliche Blicke, anzügliche Sprüche auf offener Straße
Catcalling 2: übergriffige Nachrichten auf Social Media wie „Hey, geiler Arsch“!
Catcalling 3: ungewollte Konfrontation mit Bildern oder Videos sexuellen Inhalts im Netz
Das sind noch eher harmlose Beispiele für die recht niedliche Bezeichnung „Catcalling“. Der Begriff stammt aus der englischen Umgangssprache und bedeutet in etwa „Katzen-Rufen“: Unter Catcalling werden alle sexuell konnotierten Verhaltensweisen bzw. verschiedene Arten der sexuellen Belästigung ohne Körperkontakt im öffentlichen Raum zusammengefasst.
Catcalling hat schlimme Auswirkungen!
„Catcalling“ richtet sich hauptsächlich gegen jüngere Frauen. Belästigungen auf der Straße wirken sich bei Betroffenen körperlich und emotional aus: Sie berichteten von Symptomen wie Muskelverspannungen, Atembeschwerden, Schwindel und Übelkeit sowie starker Angst, z.B. vor Vergewaltigung oder davor, die eigene Privatsphäre nicht schützen zu können.
Catcalling führt dazu, dass Frauen und Mädchen Bereiche im öffentlichen Raum meiden und sich nicht mehr unbefangen in der Öffentlichkeit bewegen.
Catcalling: ein gesellschaftliches Problem
44 Prozent Frauen und 32 Prozent Männer haben solche sexistischen Angriffe schon erlebt: Das hat eine aktuelle Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ergeben.
Die meist berührungslose, aufgedrängte Sexualität ist es derzeit noch kein eigener Straftatbestand bzw. keine Ordnungswidrigkeit.
Das kann nicht so bleiben!
Catcalling muss bestraft werden!
Die erste Petition zum Catcalling von Antonia Quell „Es ist 2020. Verbale sexuelle Belästigung sollte strafbar sein“ wurde von knapp 70.000 Personen unterstützt. Auch der Deutsche Juristinnenbund fordert eine rechtliche Normierung berührungsloser sexueller Belästigung (DJB, 2021).
Gleichstellungsbeauftragte gegen Catcalling
Die kommunalen Gleichstellungsbeauftragten beteiligen sich an Aktionen „Es ist unerträglich, dass Frauen und Mädchen sich nicht unbefangen im öffentlichen Raum bewegen können ohne Belästigungen ausgesetzt zu sein, so die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Salzgitter, Simone Semmler, Initiatorin des Anti-Catcalling-Tages #keinKompliment.
„Der gutmeinende Hinweis mancher Männer „Nimm’s doch als Kompliment.“, ist absurd. Sexuelle Belästigung ist #keinKompliment.“, so Semmler weiter.
Bundesweite Aktion
Von Juni 2022 bis Mai 2023 sind Betroffene aufgerufen, ihre erlebten Belästigungen über eine zentrale Mailadresse in ihrer jeweiligen Kommune zu melden. Insgesamt sind mehr als 40 Kommunen und Kreise in der Bundesrepublik an der Aktion beteiligt. Dort werden die Meldungen gesammelt und dokumentiert.
Am zweiten Aktionstag, den 9. Juni 2023 werden regional organisierte Aktionsgruppen diese Übergriffe mit Kreide dann an dem Ort sichtbar machen, an dem sie stattgefunden haben.
Wir brauchen mehr Sensibilität für das Thema und wir brauchen Männer mit Zivilcourage, die gegen Catcalling aktiv einschreiten, so Simone Thomas, Bundessprecherin der Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen. Mit der Aktion sollen auch kommunale Entscheidungsträger*innen (z.B. im Bauamt, im Ordnungsamt oder bei der Polizei) darauf aufmerksam gemacht werden, an welchen Stellen in ihrer Stadt/Kommune sogenannte „Angsträume“ sind, also Orte die für Frauen gefährlich sind.